Ja, da denkt man, man hätte an alles gedacht, alle Reisevorkehrungen getroffen, Konzerte in der Heimat gebucht und die Tücher zum Trocknen an die Leine gehängt – nur um dann durch einen (un)glücklichen Zufall festzustellen, dass einem ein wichtiger Stempel im Reisepass fehlt, der einem bestätigt, dass man einen legalen Aufenthaltsstatus in dem Land hat, in dem man sich gerade aufhält…
Was tun? Trotzdem ausreisen und riskieren, bei der Rückreise nicht wieder ins Land hineingelassen zu werden? In meinen Augen erschien mir diese Option als die mit Abstand am ungünstigste.
Es scheint fast so, als wollte mir der kanadische Winter in all seiner Pracht zeigen, welch langen Atem er doch hat. Vielleicht um meine örtliche Festlegung so noch einmal hart auf die Probe zu stellen? Nachdem vor zwei Wochen die ersten Vogelstimmen durch das kahle Geäst drangen, und dem Empfinden meines Sohnes nach das Wetter bereits nach T-Shirt schrie, brachte der Winter 3 Tage später mit -22 Grad Celsius und 15 Zentimeter Neuschnee dann doch noch einmal das volle Straßenballett auf die saisonale Spielzeitbühne.
Ja, so wie die täglichen Wege hier sehr lang sind, so sind es wohl auch die Winter. Wobei ich mich an letzteres wohl gewöhnen könnte, an ersteres aber vielleicht nie…
Mein europäisches Herz vermisst das Gefühl des Angebundenseins. Das Gefühl, mich jederzeit in einen Zug setzen zu können, der mich innerhalb eines Tages nach Italien oder Frankreich fahren könnte – wenn ich wollte.
Am Fenster in die Ferne zu blicken, der vorbeiziehenden Landschaft und meinen Gedanken hinterherzuschauen – in freudiger Erwartung auf einen Ort, dessen Sprache oder Dialekt mir auf einheitliche Art und Weise seine Andersartigkeit zeigen wird.
Die Möglichkeit, innerhalb von 20 Minuten nicht nur bis zum nächsten Supermarkt sondern bis nach Dänemark fahren zu können – in ein Land mit anderer Währung, anderer Mentalität, anderen Speisen, anderer Kultur… Hach…
Apropos Kultur…. Wusstet ihr eigentlich, dass die Woche in Kanada am Sonntag beginnt?
Oder dass die Entfernung zwischen zwei Ortschaften zwar in Kilometern gemessen wird, die Länge eines Hauses aber in Fuß? Oder dass die Temperatur im Außenbereich meist in Grad Celcius angegeben wird, sobald man nach drinnen geht, das Thermometer aber plötzlich Fahrenheit angibt?
Nicht umsonst wird Kanada wohl als „tossed salad“ bezeichnet. Ein Bild für die Co-Existenz von unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichsten Kulturen – und… Rechensystemen!
Ja, hier wird sich zwar die Schüssel und das Dressing geteilt, aber bei der Frage, ob Dezimalsystem oder Feet bzw. Inches, da scheiden sich anscheinend die Geister in diesem wundersamen Wunderland…
An dieser Stelle möchte ich übrigens gleich zwei Geheimnisse lüften:
Meine neue EP mit vertonten Theodor-Storm-Gedichten wird „WUNDERLAND“ heißen. Und, sie wird auch durch die Kunst der kanadisch/portugiesischen Künstlerin Bianca Cardoso wie ein WunderWERK aussehen! Ich freue mich sehr über diese inspirierende Zusammenarbeit und den kreativen kulturellen Austausch 😉
Wer schonmal lauschen möchte, dem lege ich an dieser Stelle erneut meinen Podcast „Wahrhaftig und Vehement“ ans Herz. In der aktuellen Folge erfahrt ihr nicht nur weitere Details zum Stand der Dinge sondern bekommt auch einen kleinen Vorgeschmack zum Titeltrack der neuen EP.
Zeitgleich mit meinem Visum erreichte mich übrigens eine Anfrage, die mein Künsterinnenherz hohe Wogen schlagen ließ. So wie es aussieht, werde ich den Hochsommer mit meiner Familie in Nordfriesland verbringen und auf Föhr die musikalische Leitung für ein Theaterstück um den Lyriker Theodor Storm übernehmen.
Der Flug am 1. Juli ist bereits gebucht, das Visum noch ein ganzes Jahr lang gültig, der Reisepass sowieso… Ich glaube, diesmal habe ich wirklich an alles gedacht 😉
Alles Liebe und auf bald, eure Synje.
Moin Synje,
vor einiger Zeit hast Du mir einen netten Gruß und Dank für eine CD-Bestellung auf der Rückseite von „Who Says I Can`t “ zukommen lassen. Ich habe Dich über Deine Kooperation mit Julie kennen und schätzen gelernt ( Juli hat mal versucht, mir französisch beizubringen -hoffnungslos ).
Jetzt meine Anfrage: Du bist immer Sommer auf meiner Lieblingsinsel Föhr. Toll -bin neidisch. Meine liebe Freundin Janine ( Tierärztin auf Föhr ) betreibt dort das Robbenzentrum mit ca. 150 Plätzen. Was hälst Du von meiner Idee , im Robbenzentrum ein Konzert zu geben? Das Robbenzentrum lebt von Spenden, Du hast eine Aktion für Deine geplante Theodor Storm CD gestartet. Denke doch einmal darüber nach.
Ich würde den Kontakt zu Janine herstellen und nach Kräften bei der Realisierung helfen.
LG Claus Dethlefs, Lübeck
clausgmdethlefs@gmail.com
0451 407636